Kuriositäten: Der Lärm-Mess-Anhänger / LMA82
Ein Reise zum ERAH XXXL in die Schweiz.
Durch einen Zufall sah ich bei einem Besuch in dem Holzgasmuseum von Dieter Grätz in Liechtenstein einen Filmausschnitt von einem Omnibus mit ERAH und Gasgenerator in der Schweiz. Bilder in einigen Büchern mit diesem ERAH weckten in mir den Forscherdrang nach diesem Exemplar. In einigen Städten in der Schweiz wurden Omnibusse mit ERAH und Holzgasgenerator in den Jahren 1941 bis 1945 gefahren. Nach einer Anfrage beim Tram-Museum in Zürich wurde mir Peter Kamm als Absprechpartner genannt. Herr Kamm war Archivar im Tram-Museum und restauriert mit einigen Idealisten alte Omnibusse. Eine Festschrift von dem ERAH-Treffen 2012 legte Herr Kamm in den Pausenraum zur Ansicht. Diese Festschrift schaute sich Herr Bollinger von der ETH Zürich an. „Wie, da sammelt einer Einradanhänger."
Die ETH Zürich hat seit Jahren einen Messanhänger mit einem Rad im Keller. Der wird nur von einer Ecke in die andere geschoben und ist zum verschrotten zu schade. Würde der ERAH Sammler das Exemplar gebrauchen und abholen? „ Das waren die ersten Worte von Herrn Bollinger. Und so nahm das Schicksal des Lärm-Mess-Anhängers seinen Lauf. Fotos von dem ERAH festigten die Entscheidung in die Schweiz zu fahren, um dieses Kulturgut zu retten. Nach meiner Zusage wurden die zuständigen Vorgesetzen und Behörden in der Schweiz kontaktiert, um eine Genehmigung zu bekommen. Die Auflage, diesen ERAH nur für Ausstellungszwecke zu benutzen und nicht im Straßenverkehr zu fahren, erfüllte ich gerne. Für mich war es ja wichtig, so ein Unikat vor dem verschrotten zu retten und mein Ziel ist es, dieses Kulturgut in Ausstellungen zu präsentieren. Ein Anruf von mir beim Zollamt in Konstanz, wie der Ablauf an der Grenze dort funktioniert, war nötig, um einen reibungslosen Transport über die Schweizer Grenze nach Deutschland zu planen.
In den VW Bus T4 passte das Unikat leider nicht rein. Der ERAH hat die beachtlichen Maße 5,20m Länge und 1,60m Breite bei einem Gewicht von 450kg. Die Kardankupplung konnte man abschrauben, aber der ERAH hatte dann trotzdem noch eine Länge von 3,50 m. Also Transport nur mit Anhänger / Autotransporter. Mein Freund Michael Wahlen war so nett und hat sich die Zeit genommen, mich zu begleiten. Das Schicksal hat es so gewollt, dass ich in Zukunft solche Aktionen nicht mehr alleine durchführen kann. Einen großen Dank an Michael.
Am 03.05.2015 war es soweit. Eine Tour zum Bodensee, mit der Fähre nach Konstanz zur ETH Zürich in die Schweiz. Eine Vignette für den T4 und eine für den Anhänger waren an der Grenze nötig, um die Autobahn zu benutzen. Herr Bollinger hatte den Mess-Anhänger schon in der Forschungshalle bereitgestellt. Dort sah ich den Mess-ERAH zum ersten Mal live in voller Größe und war begeistert, so ein besonderes Exemplar zu bekommen.
Mit der Winde wurde der ERAH auf den Transportanhänger gezogen und mit Gurten gesichert. Das Kupplungsrohr mit dem riesigen Kardangelenk und zwei Achsvierkantrohre mit Federung und einem Rad fanden ihren Platz im VW Bus.
Diese besondere Konstruktion wurde damals benötigt, um nur die Geräusche des Anhängers ohne Mittelrad zu messen. Die stolze Anhängerbreite von 6,00m konnte nur auf einer gesperrten Autobahn gefahren werden. Weitere Räder und Reifen zum Teil mit deutlichen Abnutzungsspuren gehören natürlich zur Präsentation dieser Mess-Technik und fanden ebenfalls Platz im T4.
Die originalen elektrischen Bauteile, die dazugehörige Literatur und weitere historische Fotos wurden zu einem späteren Zeitpunkt abgeholt.
Nach der Abfahrt an der ETH Zürich besuchten wir das Tram-Depot in Zürich. Dort hatte Peter Kamm seine Fahrkarten-Automaten ausgestellt.
Eine beeindruckende seltene Sammlung, die mit sehr viel Liebe zusammengetragen und restauriert wurde. In der Werkshalle stand ein Saurer-Omnibus, der seit vielen Jahren restauriert wird. Eine Meisterleistung, solch einen Oldtimerbus von Grund auf aufzubauen. Die Rücktour nach Deutschland verlief reibungslos. Eine gut geplante Grenzüberschreitung zahlt sich eben aus. Nach einigen Stunden der Rückfahrt waren wir froh, mit dem Gespann wieder Zuhause zu sein.